Babel Turm und Babel Bedeutung Heute möchte ich unseren Blick richten auf Dinge, die Gott mit der Menschheit als Ganzes tut. Ich werde den Blick zurück schweifen lassen zum Turmbau zu Babel und zeigen, was das mit Pfingsten zu tun hat. Dann will ich zu uns selbst zurückkehren. Und stellen Sie sich vor: Auch wir sind ein wichtiger Teil in diesem großen Geschehen. Ein sehr wichtiger sogar.

Wir haben es grade schon in der Lesung gehört. Die noch junge Menschheit hatte große Pläne. Sie wollen sich eine Ordnung schaffen. Eine Weltordnung, in der die Menschen zusammenbleiben, eine Identität finden oder sich einen Namen machen. Einen hohen Babel Turm als kulturelles Zentrum mit dem sich jeder identifizieren kann. Bis in den Himmel soll er reichen, was ihm eine religiöse Dimension verleiht. Die „Leitkultur Mensch“ wäre damit abgesteckt. Alle eins – alle gleich. Eine solche Vision würde auch heute sicher ihre Anhänger finden. Ein Projekt, dass viel Gutes zu verheißen scheint.

Sie gehen ans Werk und es gelingt, weil Sie eine Sprache sprechen. Immer wieder betont die Bibel die Macht der Sprache. Die Welt ist sprechend erschaffen, mit dem Mund wird bekannt um gerettet zu werden und selbst schicksalsbestimmende Kräfte wie „Segen“ oder „Fluch“ sind wirksam ausgesprochene Worte.

Wie vieles gelingt uns Menschen nicht, weil wir unterschiedliche Sprachen sprechen. Ich meine damit nicht einmal internationale Sprachen. Oft scheitern wir am Unterschied der Sprache „Mann“ oder „Frau“, dem Unterschied der Sprachen „Cholerisch“ oder „Phlegmatisch“. Manchmal redet mein Bauch anders als mein Kopf. Wir streiten über Sprache und meinen die Welt könnte durch „gerechte Sprache“ gerechter werden.

Die Sprache ist eine große Kraft. Tod oder Leben liegen in der Zunge, wie Jakobus uns wissen lässt. Der Mensch als Abbild Gottes ist in der Lage zu sprechen – das macht uns ihm ähnlich.

Gott gefällt diese schöne neue Weltordnung der Menschen nicht. Er erkennt ihre Einheit, die auf der Sprache beruht. Selbst Er respektiert diese Einheit. Er kommt zu dem Schluss, dass den Menschen nichts mehr verwehrt werden kann. Wo Menschen übereinkommen, will er nicht verwehren. Er hat das ja übrigens auch für das übereinstimmende Gebet gesagt. Gott kennt aber das Herz des Menschen. Er weiß, zu was für einer schrecklichen Stadt Babel und der Babel Turm mutieren würde.

Er hätte sie auf verschiedenste Arten auseinander treiben können, aber er wählte genau diesen Weg über die Sprache. Der Babel Turm wurde zur Babel Sprachverwirrung.

Die Sprache vor der Verwirrung ist uns nicht bekannt. Es könnte eine sehr mächtige Sprache gewesen sein. Eine sehr komplexe Sprache könnte am Babel Turm gesprochen worden sein.

Bei allem was Gott tut, hat er das Gute im Sinn. Der Babel Turm war für die Menschheit eine Niederlage, aber nicht zu ihrem Schaden. Gott wollte verschiedene Kulturen und Menschen, die lernen, dass es Grenzen gibt. Denn wenn ein anderes Volk mein Nachbar ist, muss ich lernen damit umzugehen, dass ich nicht grenzenlos bin, dass Menschen anders denken, leben, sprechen und andere Dinge essen ohne dabei besser oder schlechter zu sein. Eben einfach nur anders.

In Babel machten die Menschen eine Erfahrung. Da waren die besonders Klugen, die Planer und Denker. Die Architekten der neuen Stadt. Plötzlich verloren sie ihre Brillanz. Niemand konnte ihre klugen Pläne mehr verstehen. Ohne gemeinsame Sprache ist der Kluge nicht besser dran als der Dumme.

Dann die Motivatoren. Die Menschen, die mit Begeisterung reden konnten und die Massen mobilisierten – in einem Augenblick war der Zauber ihrer Rhetorik verdampft.

Die Befehlshaber, die Kommandostrukturen errichtet hatten waren diesen enthoben. Niemand konnte ihre Befehle mehr verstehen.

Die Folgsamen, die ihre Sicherheit im Nachfolgen gefunden hatten mussten dieses Plätzchen verlassen: Es gab keinen Menschen mehr, der ihnen sagen konnte, was sie tun sollen.

Die Menschen hatten ihren Verstand benutzt und die Sprache war ihr Werkzeug, doch Gott hat in einem Augenblick die Herrschaft des Verstandes begrenzt.

Gott ist ein Gott der Ordnung, doch manchmal nutzt er Verwirrung, um schädliche Strukturen aufzulösen.

So wurde die Welt geteilt mit allen damit verbundenen Vorteilen und Nachteilen. Viele Konflikte und sogar Kriege sind über die Welt gezogen seit Babel. Dabei soll es nicht bleiben. Es gibt einen weiteren Plan. Der Plan Gottes ist wunderbar, gewaltig, größer als wir denken.

Er möchte die Menschen sammeln aus allen Völkern und Nationen. Gott bringt sie zusammen, aber er hebt die Verwirrung nicht auf. So würden wir wohl denken: Verwirrung rückgängig machen und alles ist gut.

Nein, genau im Gegenteil: Pfingsten ist wieder eine Verwirrung – diesmal aber eine, die zusammenbringt. Der Geist fällt auf die Jünger und sie fangen in Sprachen an zu reden, die sie nie gelernt haben.

Wieder sind unverständliche Sprachen zu hören. Diesmal wissen die Sprecher nicht einmal was sie sagen. Wie gut, dass einige weit gereiste Menschen Teile der Worte verstehen. Noch einmal muss der Verstand einen Schritt rückwärts tun.

Pfingsten ist kein Festival oder Gedenktag der Christen an ein Kommen des Heiligen Geistes in der Vergangenheit. Es ist auch heute Gottes direktes Eingreifen in die Welt. Das geschieht weil Menschen in ihrem Innersten vom Heiligen Geist berührt werden.

Um öffentlich aufzutreten und einfach laut in einer unbekannten Sprache zu reden, muss man Gott besonders vertrauen und bereit sein, sich auf seien Geist einzulassen.

Immer wenn wir sprechen transportiert unsere Sprache mehrere Dinge: Gedanken, Gefühle, Ängste oder Trost. Wir sprechen aus dem Verstand, der Seele oder aus dem Geist und manchmal spricht auch Gottes Geist aus uns. Wovon das Herz voll ist geht der Mund über – und das ist jetzt der Heilige Geist.

Das Wunder von Pfingsten ist ein höchster Ausdruck der Hingabe an den Heiligen Geist. Das bedeutet unser Reden, unsere Zunge ganz in Gottes Hand zu legen.

Es geht um Vertrauen, sich ganz hingeben.

Es geht darum zu erwarten, dass Gott wirkt.

Vertrauen darauf, dass sein Wort wirkt. Wenn ich in einer fremden Sprache rede, kann ich nur darauf vertrauen, dass der Heilige Geist das Richtige tut. Ich kann ihn nicht kontrollieren.

Es bedeutet mit dem Heiligen Geist gemeinsam sprechen, unser Reden, unsere Zunge in Gottes Hand legen.

In Babel nahm Gott den Menschen die Möglichkeiten des Verstandes um sie auseinanderzubringen und zu Pfingsten nimmt er wieder die Möglichkeiten des Verstandes um die Menschen zusammen zu bringen.

Einheit entsteht nicht durch kluge Baupläne, sondern durch die Hingabe an den Geist. Babel ist nicht die Lösung, sondern die Gemeinschaft der Heiligen. Gott führt durch den Geist zusammen. Die Lösung für die Probleme der Welt ist nicht klug, sondern scheint so töricht wie sie nur sein kann.

Genau diese Hingabe verkündigen wir als Christen. Wie der Geist in dem Sprachenreden ist, ist er auch in den Worten der Predigt. Wir dürfen darauf vertrauen: Diese Worte werden für sich selbst Kraft haben. Ich brauche niemanden überzeugen oder besonders klug sein. Ich spreche die Worte Gottes und weiß: Es ist Geist in ihnen.

Wir sind Teil eines Wunders, das fortwährend geschieht.

Geistliches Sprechen ist erfüllt von der Auferstehungskraft. Es ist erfüllt von der Kraft, die Jesus von den Toten auferweckt hat.

Das ist gemeint mit „durch den Geist und nicht durch Heer oder Kraft“.

Wenn wir uns diesen Glauben bewahren, werden wir mit unseren Worten Leben bringen. Es ist was die Welt nicht hat und dringend braucht. Lasst euch nichts Anderes erzählen. Das erfüllt mich mit Begeisterung, Dankbarkeit und Ehrfurcht.

Der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus

Amen