Will oder muss Gott Leid zulassen? Sicher kennt Ihr diese Situationen oder Bereiche im Leben, in denen es nicht so glatt läuft.
Man kommt einfach nicht weiter, fühlt sich wie gefesselt, kann nicht über einen Schatten springen, ist krank oder gehemmt. Das kann etwas körperliches sein, in der Seele liegen, familiäres oder ganz etwas Anderes.
Man wünscht sich Heilung oder Veränderung, aber es dauert. Nichts scheint sich zu tun. Es könnte doch alles ganz anders sein – ist es aber nicht.
Dann kommen auch schon mal Fragen auf:
Womit habe ich das verdient? Muss das so sein? Ist es Gottes Wille? Will Gott Leid zulassen? Wie sieht Gott mich eigentlich? Ist das meine Schuld? Versage ich? Warum bin grade ich so schräg?
Auch wenn dich das grade nicht betrifft und du auf der Sonnenseite stehst, wirst du sicher jemanden kennen, auf den die Beschreibung passt. Dann lade ich dich ein, später in der Gebetszeit an diesen Menschen zu denken und für ihn oder sie zu beten.
Ich will heute Gottes Wirken an einer Frau beschreiben, der es wohl wie eben beschrieben ergangen sein könnte.
Wir lesen davon in Lukas 13 ab Vers 10
Diese Frau war wortwörtlich schräg und das schon lange 18 Jahre. Ihre Not wird so beschrieben: unsichtbar gefesselt durch bösen Geist. Von so etwas kann sich nicht selber befreien. Gute Ratschläge helfen ihr nicht. Kein Mensch kann da helfen, nur Gott allein. Aber will er helfen oder will Gott Leid zulassen? Ihr Knoten liegt in einer Wirklichkeit, die hinter den Dingen verborgen liegt. Es ist etwas im geistlichen Bereich aber: Gott ist Geist. Er kann da hineinreichen, wo es dem Menschen eben nicht so möglich ist. Die Frau erhielt keine Therapie, sondern kann sich sofort wieder aufrichten. Das ist eigentlich unerklärlich. Ihre Heilung geschah außerhalb der Begrenzungen durch die sichtbare Welt.
Nach 18 leidvollen Jahren hätte man sagen können: Dieses Leid ist Gottes Wille. Oder: Irgendeinen Grund wird das alles haben, vermutlich geschieht es zu Recht. Sie muss mich in Demut fügen. Lässt Gott das zu, oder interessiert es ihn womöglich nicht?
Hier kommt die erste gute Nachricht:
Jesus erörtert nicht, wie es zu ihrer Krankheit gekommen ist. Es wird auch keine Schuldfrage gestellt. Gefragt wird auch nicht nach Ursache und Wirkung. Es geht nicht darum, was sie richtig oder falsch machen könnte.
Jesus klärt zuerst eine ganz andere Angelegenheit:
Diese Frau ist eine Tochter Abrahams.
Sie hat eine Stellung und ein Recht das Gute, das Abraham verheißen wurde auch zu erhalten. Jesus macht deutlich, dass die Fessel ein Unrecht an dieser Frau darstellt. Die 18 Jahre stellen ein Unrecht dar, das Gott an genau diesem Tag beenden will. Will Gott Leid zulassen? – Nein. Jetzt kommt sie in die Nähe von Jesus. Er ist einer, der das Recht für uns in Anspruch nimmt. Wo Jesus hinkommt bringt er Gerechtigkeit und Gnade mit.
Übrigens: Er müsste jetzt auch hier sein, denn wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind, ist er mitten unter ihnen. Versuche dich einmal darauf einzulassen: Genau dieser Jesus heute auch für mich hier.
Und für Dich, der du heute morgen zuhörst, gilt: Auch Du bist Tochter oder Sohn Abrahams. Das bist du durch den Glauben an Jesus geworden. Auch wenn du dir mit der Glaubenssache nicht so sicher bist: Jesus will heute in deine Nähe kommen und deine Fessel behandeln – was immer sie auch sein mag. Kannst du dir vorstellen, dass Gott wegen deines Problems zu dir kommt und sagt: Es wurde dir ein Unrecht angetan und ich komme dich zu befreien?
Dies gilt heute genau so wie vor 2000 Jahren. Ich habe selber erleben dürfen, wie Fesseln von mir weg genommen wurden.
Auch bei Anderen habe ich das beobachten dürfen. Ich erinnere mich da an eine Frau auf einer Asienreise, bei der wir als Gäste wohnten. Diese Frau war ständig sehr ernst. So ernst, dass sie mir leid tat. An unserem letzten Abend sollte es einen Gottesdienst geben. Da ich ihre Sprache nicht sprechen konnte, ließ ich sie in der Apostelgeschichte eine Stelle aufschlagen, in der beschrieben ist, wie die Apostel nach der Ablehnung der Predigt in einem Ort den Staub aus ihren Kleidern schüttelten. Darauf hin wurden sie vom Geist mit Freude erfüllt. Ich wies sie mit Zeichen an im Gebet symbolisch den Staub der Vergangenheit aus ihrer Kleidung zu klopfen. Sie tat dies mit großem Ernst, doch es dauerte nicht lange und es erschien ein Lächeln auf ihrem Gesicht, dann ein Kichern.
Das viel anderen Gottesdienstbesuchern auf. Sie ermutigten die Frau mit dem Gebet fortzufahren – und ich finde diese Gemeinde hat sich da vorbildlich verhalten. Schließlich brach ein Lachen aus ihr hervor mit dem ich nicht gerechnet hatte: Tränen liefen ihr über das Gesicht. Was Drumherum geredet wurde konnte ich nicht verstehen, aber die Gottesdienstbesucher schienen sich mit ihr zu freuen. Eine andere Person sagte nachher dazu, sie habe diese Frau noch niemals zuvor lachen gesehen. An diesem Tag war ich Gott sehr dankbar, dass er unserer Gastgeberin so nahe gekommen war.
Glauben bedeutet auch erkennen, dass Gott uns beschenken, einen Stand und ein Recht geben will. Erkennen wir was das bedeutet: Wir sind eingetreten in die Gnade Gottes? Können wir das wertschätzen und praktisch leben? Schauen wir noch einmal zum Lukasevangelium:
Jesus ruft die Frau zu sich und sie wird geheilt.
Sofort sind Argumente da, die Stunde der Heilung auf einen anderen Tag zu verschieben. Das erscheint richtig, geordnet und vernünftig. Aber: Wer kann mit Sicherheit sagen, dass morgen auch noch Gelegenheit ist? Gott kommt nicht zu spät – aber könnten wir ihn möglicherweise verpassen?
Wenn ich Gottes Wirken auf später verschiebe, erhebe ich etwas Anderes über das Wirken Gottes. So, als sei es wichtiger. Bedeutet es nicht: Gott zurückweisen? Das sollten wir nicht tun. Glauben braucht das Jetzt. Das Annehmen der Gnade Gottes ist wichtiger als alles andere.
Das darf niemals auf Morgen verschoben werden.
Wenn Gott dir winkt und sagt „komm“, dann antworte nicht: „Ich komme ein anders Mal“
Vielleicht fragst du: Woran erkenne ich, dass Gott mir winkt? Das könnte z.B. so sein: Du merkst, dass dein Herz berührt ist. Dein Herz hört eine Botschaft der Hoffnung und des Glaubens. Das ist eine Sprache Gottes. Gott kann zu dir sprechen in der Sprache von Hoffnung, Glauben und Liebe.
Du kannst deinem Glauben und deiner Hoffnung auf Gott vertrauen: Die hast Du dir nicht selber ausgedacht. Wenn Du Glauben oder Hoffnung hast, ist das ein gutes Zeichen.
Du darfst vertrauensvoll auf Gott zugehen und ihm deine Fessel, die dich in irgendeiner Weise verkrümmt, zeigen. Das kannst Du auch tun, wenn du dir unsicher bist. Du brauchst nicht „besonders gläubig“ zu sein.
Wir wollen das gleich gemeinsam im Gebet tun. Für uns selbst oder in Fürbitte für andere. Wir beten im Vaterunser „erlöse uns von dem Bösen“. Dieses „erlöse uns von dem Bösen“ ist sehr umfassend und bedeutet dass Gott Leid zulassen nicht im Sinn hat. Es schließt auch das ein, was dich grade quält.
Vielleicht ist das für dich ungewohnt oder du bist dabei etwas unsicher. Oder du spürst einfach, dass es besser wäre zu zweit für eine Sache zu beten. Wenn du möchtest, dass jemand mit dir gemeinsam betet, kannst du hier zur Seite kommen.
Wir kommen dann auf dich zu und beten mit dir.
Lasst uns beten.
Lieber Vater,
wir danken dir,
dass du uns mit unseren Nöten annimmst.
wir danken dir,
dass du uns wie Söhne und Töchter behandelst.
Wir danken dir,
dass du Fesseln löst und Menschen sich wieder aufrichten können.
Wir vertrauen dir,
dass du unser Leben gut in der Hand hast.
Amen