Advent, Advent wir warten auf … was?

Im Werbeblock verkündet das Privatfernsehen man wolle „Die Weihnachtsgeschichte“ zeigen. Im letzten Jahr hatten sie Heiligabend „Terminator 3“ auf dem Programm. Erfreuliche Wendung – dachte ich. „Die Weihnachtsgeschichte“, erfuhr ich dann, ist die Story eines gruseligen, geizigen Mannes der von verschiedenen Gespenstern durch die Weihnachtsnacht gejagt wird. Das sei sie „DIE Weihnachtsgeschichte“. „Scrooge“ – ein Märchen von Dickens. Kein Wort von Jesus.

Advent, Advent wir warten auf … was?

Auf einer Familienfeier sagte eine Verwandte, dass der Glaube besonders wichtig sei.

Ich stimmte in Stillen zu.

Dann sagte sie, man solle den Kindern den Glauben möglichst erhalten.

Ich stimmte in Stillen zu.

Sie sagte, sie schöpft noch heute vom Glauben der Kinderzeit.

Ich stimmte in Stillen zu.

Doch dann habe ihr mit 5 Jahren ihr Bruder gesagt, dass es ihn gar nicht gibt, den Weihnachtsmann.

Ich st…  – Ich erschrak!

Das war Ihr Glaube, ihr Advent, ihre Weihnacht. Das war Alles – und es war vorbei. Das hatte sie für ihr Leben mitgenommen. Der Glaube eine Erinnerung an Kindertage.

Advent, Advent wir warten auf … was?

Jemand sagte zu mir: „Ich finde Weihnachten wird immer heidnischer.“ „Wie meinst Du das?“ wollte ich wissen. „Der Klimbim mit Weihnachtsmann, Rudolph dem Rentier, Elfen und so weiter wird immer mehr, zum Teil wird das so verordnet.“  „Wieso verordnet?“ „Ich wurde gebeten im Kindergarten unserer Enkel Weihnachtslieder vorzutragen. Es sollten nur bitte keine christlichen sein, sondern etwas ‚Neutrales‘. Also kein Jesus oder Betlehem, lieber ‚Oh Tannenbaum‘ und ‚Eine Muh eine Mäh – Täteätätä'“. Sie wollen es auch nicht Adventfeier oder Weihnachtsfeier nennen sondern „Winter-Lichter-Fest“. Man wolle versöhnlich feiern, eine christliche Botschaft störe da. Man halte sich dabei nur an die Vorgaben des Trägervereins.

Advent, Advent wir warten auf … was für eine Predigt?

Der Prediger wird doch sicher etwas Besinnliches sagen. So eine Predigt, bei der man sich so wohlig warm fühlt. So als Einstimmung auf das Weihnachtsfest. Das gehört sich doch so.

Ganz verkehrt ist das nicht. Das Thema „Advent“ ist die Ankunft des Retters, eine Zeit des Trostes.

Ein Retter bring Trost. Zumindest denen, die Not haben. Ich kann mir aber vorstellen, dass es einige gibt, die verwundert über den Spekulatiusteller schauen, wenn ihnen gesagt wird: Du musst getröstet oder gerettet werden. Das wussten sie nämlich noch gar nicht. Dann ist diese Botschaft irgendwie beunruhigend: Wenn ich gerettet werden muss, dann muss ich ja irgendwie in Gefahr sein! Oh bitte nicht – wollen wir doch so einen furchtbaren Gedanken lieber ganz weit weg wähnen… trinken wir lieber noch einen Glühwein!

So verstehen Einige die Botschaft von Weihnachten: Romantisch sein, sich von den Problemen wegträumen. Eine Auszeit nehmen. Weihnachten als eine Lizenz kitschig weltfremd zu sein mit Rauschgold und Klingglöckchen. Die Welt einmal vergessen. Ziel des Adventes sei es sich in eine weihnachtliche Stimmung zu bringen. Sie meinen: So feiert man Advent. Das sei die frohe Botschaft von Weihnachten. Bitte nimm uns das nicht weg – es ist doch alles was wir haben.

Mich hat Jesaja mit dem Wochenspruch von grade kalt erwischt. Sein Advent ist genau das Gegenteil. Er spricht von einem Gott, der „gewaltig“ kommt. Advent bedeutet eben nicht die Welt zu vergessen. Gott hat an die Welt gedacht. Nur darum gibt es überhaupt einen Advent.

Den Advent – die Ankunft – verkündet uns Jesaja 40:

Zion, du Freudenbotin, steig auf einen hohen Berg; Jerusalem, du Freudenbotin, erhebe deine Stimme mit Macht; erhebe sie und fürchte dich nicht! Sage den Städten Judas: Siehe, da ist euer Gott; siehe, da ist Gott der HERR! Er kommt gewaltig, und sein Arm wird herrschen. Siehe, was er gewann, ist bei ihm, und was er sich erwarb, geht vor ihm her. 
Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte. Er wird die Lämmer in seinen Arm sammeln und im Bausch seines Gewandes tragen und die Mutterschafe führen.

Jetzt hat Jesaja mich das 2. Mal kalt erwischt. Er hat so etwas aufrüttelndes, wachrufendes. Das passt einfach nicht zu einer verträumten Winter-Weihnachtszeit. Wenn Jesaja heute in der Adventszeit durch unsere Einkaufsstraßen ginge, was würde er sagen? Ich könnte mir vorstellen, dass er sich verwundert die Augen reibt und fragt „Habt Ihr überhaupt verstanden, was ich gesagt habe? Gott bietet euch nicht ein Wintermärchen, sondern eine echte Lösung für eure Nöte. Er will euch nicht mit süßem Duft betäuben, sondern Berge versetzen und Täler überbrücken, das Unmögliche möglich machen. Es sollen nicht auf den Tannenspitzen irgendwelche Lichter blitzen, sondern die Herrlichkeit des Herrn soll erstrahlen.“

Ich kenne manche Menschen, die Weihnacht und Advent müde geworden sind. Ich glaube nicht, dass sie vom echten Advent müde sind. Hohle Weihnachtsromantik macht sie müde. Sie löst bei ihnen eine Art Adventsdepression aus. Ich glaube, den echten Advent, wie Jesaja ankündigt, kennen sie noch nicht. Oder sie haben ihn vergessen. Sie vermissen echte Hoffnung, etwas Reales, Höheres.

Es gibt sie auch heute noch: Die Menschen, die sich wie Gras fühlen. Was für eine Predigt kann diesen Menschen helfen? Auch Jesaja stellt diese Frage. Was kann eine Predigt in Zeiten wie diesen ausrichten? Schöne Worte, alle Jahre wieder schöne Worte? Das kann doch nicht schon alles sein!

Jesaja kann uns helfen aus dem Tal des Adventsschlafes aufzuwachen und die Berge des „X-Mass“-Rummels wegzuräumen. Er kann uns auf den echten Advent aufmerksam machen.

Jesaja spricht von: Echte Erfüllung, etwas Reales von Gott. Wirkliche Kraft, echte Veränderung – das ist nicht nur ein frommer Wunsch, sondern Gottes erklärte Absicht.

Advent, Advent wir warten auf … mehr als das jährliche Weihnachtsfest.

Jesaja wartet nicht auf eine „stille Nacht“. Bei ihm wird es laut. Gottes Bagger rücken an und tragen die Berge ab. Seine Planierraupen schütten die Täler zu. Der Weg wird frei gemacht, Gott verändert was. Nicht „alle Jahre wieder“ dasselbe, sondern ein für alle Mal ein neuer Anfang! Stell dir vor es ist Weihnachten und Jesus ist da! Ganz persönlich bei dir und bei mir, nicht als Püppchen in der  Krippe sondern lebendig und nah. Nicht nur als unerkannter Besucher oder Zuschauer in unserem Weihnachtsgottesdienst, sondern um an unserem Leben teil zu nehmen. Mit uns über alle Dinge zu reden und bei allem dabei zu sein. Der Advent: Er kommt um in uns zu wohnen!

Advent, Advent wir warten auf … dich Gott!

Advent, Advent wir warten auf … dich Jesus!

Du Gott bist der neue Anfang.

Du Jesus bist der neue Anfang der bleibt.

Ein neuer Anfang, der in uns bleibt.

Amen